LinkKéphttp://www.turkinfo.hu/db/mutat.php?tab ... y&&id=2352A közép- és kora újkori Európában tűnik fel az afrikai David Reuvéni (1523-ban), aki az európai zsidókat Jeruzsálembe akarta vezetni. Őt VII. Kelemen pápa és III. János portugál király is fogadták, mert törökök elleni szövetséget ajánlott nekik.
http://de.wikipedia.org/wiki/David_ReuveniDavid Reuveni (traditionell häufiger: David Reubeni, hebräisch: דוד הראובני; * um 1485 in Chaibar; † 1538 in Llerena) war ein jüdischer Abenteurer und Messiasprätendent.
Über die Herkunft von David Reuveni ist nur wenig bekannt. Er war dunkelhäutig, von zwergenhafter Gestalt und behauptete, er komme als ein Abgesandter seines Bruders Joseph, der als König über die verlorenen Stämme Ruben, Gad und Manasse in der arabischen Khaibarwüste herrsche.
In seinem Tagebuch, das in großen Teilen erhalten ist, berichtet er, dass er einige Jahre in Alexandrien und Jerusalem verbrachte, ehe er 1523 nach Venedig reiste. Mit Hilfe der dort ansässigen Juden geht er nach Rom, in das er auf einem Schimmel einreitet und verkündet, eine wichtige Botschaft für den Papst zu haben.
So gewährt ihm Papst Clemens VII. eine Audienz. Nachdem die Türken Belgrad genommen und Malta besetzt hatten, ist die römische Kirche in Schwierigkeiten. Deshalb nimmt der Papst, auch auf Anraten seines Astrologen, das Angebot Reuvenis an, im Bündnis mit seinem Bruder Joseph, des Herrschers des sagenhaften jüdischen Königreichs im Osten, die osmanischen Türken (1524) zu vertreiben.
Mit einem päpstlichen Empfehlungsschreiben geht 1525 Reuveni an den Hof nach Portugal. Darin bittet Clemens VII. König Johann III. um moderne Waffen und Schiffe für die jüdischen Krieger aus der Tiefe Asiens zur Bekämpfung der Osmanen. Reuveni verbringt zwei Jahre am portugiesischen Hof im Status eines Gesandten.
Der Schreiber des Königs, Diego Pires, ein Marrane, fühlt sich vom Judentum Reuvenis angezogen und sucht seine Nähe. Als Pires andeutet, zum Judentum zurückkehren zu wollen, sieht Reuveni die Gefahr für sich und seine Mission beim König. Um Reuveni zu beeindrucken, beschneidet sich Pires selbst und nennt sich hinfort Salomon Molcho.
Da rät ihm Reuveni, sofort nach Jerusalem zu fliehen, denn auf Rekonversion steht der Feuertod. Johann III. ist außer sich. Reuveni muss Portugal verlassen und wird in der Provence gefangen genommen, wo ihn einheimische Juden freikaufen.
1530 erscheint er wieder in Venedig. Obwohl von einigen Juden als wirklicher Führer angesehen, wird er von anderen als Betrüger angezeigt. Federico II. Gonzaga, Herzog von Mantua, leitet die Beschuldigungen an Clemens VII. und Kaiser Karl V. weiter.
1532 trifft Reuveni Molcho in Venedig. Die beiden beschließen, zum Reichstag nach Regensburg zu reisen, und suchen dort um ein Treffen mit dem Kaiser nach. Karl V. empfängt sie nicht, lässt sie verhaften und nimmt auf seinem Weg nach Italien sie nach Mantua mit, wo Molcho als rückfälligem Marranen der Ketzerprozess gemacht wird. Als Jude bleibt Reuveni im Gefängnis. Später wird er nach Spanien geschickt, wo er 1538 stirbt.
http://books.google.de/books?id=3kDBkVL ... &q&f=falseMichael Brenner: Kleine jüdische Geschichte (2012) ISBN 3406621244, 9783406621246
(S. 130-131) Auch Reuvenis Behauptung, sein Bruder Joseph behersche ein mächtiges jüdisches Königreich, das sich aus den Überresten der verlorenen biblischen Stämme Reuven, Gad und Menasche zusammensetze, musste später Historikern wie ein Mäechen aus Tausendund einer Nacht anmuten. Dennoch stieß auch Reuvenis Verkündigung, sein jüdisches Reich im Osten werde die Türken vertreiben, auf offene Ohren nicht nur unter seinen Glaubensgenossen, sondern auch in der christlichen Welt.
Papst Clemens VII. ließ Reuveni auf einem Schimmel in Rom einreiten und empfing ihn zu einer Audienz. Er stattete ihn mit einem Empfehlungsschreiben an den portugiesischen König aus, und Reuveni erhielt im November 1525 mit prunkvoller Ausstattung Einzug in einem Reich, in dem es offiziell keine Juden mehr gab. Es liegt auf der Hand, dass die Ankunft des Abgesandten eines jüdischen Königreichs unter den zwangsgetauften Juden messianische Gefühle aufkommen ließ. Ein Beamter am Königshof, Diego Pires, zeigte sich von dem orientalischen Prinzen so beeindruckt, dass er unter dem Namen Schlomo Molcho zum Judentum zurückkehrte, seine Beschneidung selbst vornahm und Portugal in Richtung Osmanisches Reich verließ, wo er in Saloniki die Kabbala studierte und sich als Messias feiern ließ. Als sich abzeichnete, dass Reuvenis Versprechungen keine Ereignisse folgten und das sein Auftreten messianische Unruhe unter den portugiesischen Marranen schürte, flüchtete auch Reuveni aus Portugal. Einige Jahre später trafen sich beiden in Italien wieder, zogen zum Reichstag nach Regensburg und bestanden trotz der Warnungen führenden deutscher Juden, unter ihnen Josel von Rosheim, darauf, Kaiser Karl V. zu treffen. Diesmal endete ihre Initiative jedoch tragisch, sie wurden ins Gefängnis nach Mantua geführt. Als zum Judentum rekonvertierter Katholik wurde Molcho im Dezember 1532 von einem Inquisitionsgericht verurteilt und auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Reuveni starb vermutlich in spanischer Haft.
http://books.google.de/books?id=XlKUkJN ... &q&f=falseKatrin Päßler: Messianismus und Apokalyptik im Judentum nach dem Anbruch der Neuzeit: Im religions- und sozialgeschichtlichen Kontext und am Beispiel der bedeutendsten jüdischen Messiasgestalten dieser Epoche (2009) ISBN 3837087336, 9783837087338
(S. 87-88) Vor dem Judenrat im Venediger Ghetto verkündete er seinem Botschaft und bat um Unterstützung bei seinem Vorhaben, eine Audienz beim Papst in Rom zu erlangen. In seiner weit entfernten Heimat habe man von der unglücklichen Lage der europäischen Juden gehört und ihn deshalb mit einer Mission zu den europäischen Herrschern und zum Papst geschickt, die zur Befreiung der Juden führen solle. Obwohl sein Bericht Skepsis und Kritik evozierte, erhielt er Geld und eine Eskorte und begab sich von Venedig aus mit seinem Gefolge, das im Verlauf der Reise immer mehr anwuchs, nach Rom, wo er auf einem weißen Ross, bewaffnet und dennoch in feisten Kleidern im Februar 1524 einen spektakulären Einzug mit hohem Symbolcharakter hielt. "David Reubeni´s initial appearance in Rome on a splendid white horse may have been designed to echo the Christian Bible prophecy of St. John the Divine that the first of the millennial seven seal will mark the crowned warrior on a white horse."103 ((103- Rabow: Messiahs, S. 161.)) In Rom wurde er freundlich vom Kardinal Egidio di Viterbo empfangen, der für ihn sehr rasch eine Audienz bei Papst Clemens VII. erwirkte.
Diesem berichte er Folgendes:
Er behauptete, der Bruder eines Königs Yosef zu sein, der über ein unabhängiges jüdisches Königreich in der arabischen Wüste Chabor (Chaibar) herrsche, das von einem Teil der verlorenen Stämme Israels bevölkert werde, nämlich den Stämmen Ruben, Gad und dem halben Stamm Manasse, die anders als die Juden in Europa von kämpferischer Natur seien und die er selbst als Heerführer befehlige. Dem Papst, obwohl gegenwärtig in einer politischen Schwächesituation, als Oberhaupt der Christenheit und einzigem, der in der Lage wäre, die europäischen Herrscher zu vereinigen, wolle er ein politisch-militärisches Bündnis zwischen Juden und Christen gegen das erstarkte Osmanische Reich vorschlagen. Während in seinem Königreich Chabor dreihunderttausend Juden unter Waffen und bereit für einen Angriff aus dem Süden ständen, müsse nun Europa mit Einwilligung und Unterstützung der christlichen europäischen Herrscher in Form von Waffen und Schiffen ein jüdisches Heer geschaffen werden, das von ihm, David Reubeni, ausgebildet und zu einem vereinten Angriff aus dem Norden auf Osmanische Reich geführt werden solle. Beide Seiten würden von dem Ergebnis profitieren: die Juden Europas hätten nach der Vertreibung der Osmanen aus dem Heiligen Land endlich wieder einen Ort, wo si sich geschlossen ansiedeln könnten, und der Papst könnte durch einen erfolgreichen Kreuzzug gegen die "Unglaubigen" sein Prestige und damit seine politische Handlungsfähigkeit wiedererlangen. Beide Seiten würden einander Statusgarantien geben: der Vatikan überlässt den Juden das heiligen Stätten der Christenheit in Jerusalem. Den Papst und die anderen europäischen christlichen Herrscher von ihrem Eigeninteresse bei einem solchen Unternehmen und der Günstigkeit des Zeitpunkts zu überzeugen, sei der Inhalt seiner Mission in Europa.
Papst Clemens VII. zeigte großes Interesse an David Reubenis Vorhaben, empfing ihn zu mehreren Unterredungen und behandelte ihn wohlwollend und vertraulich. Die unglaubliche Tatsache, dass ein orientalischer, weder in Talmud noch Kabbala versierter, bewaffneter Jude mit einer anzweifelbaren Geschichte und Missionin der Engelsburg nicht nur empfangen, sondern sogar hofiert wurde, versetzte die Juden in Staunen und veschaffte ihm Ansehen und eine einflussreiche...
(S. 90-91) David Reubeni hütete sich, dem messianischen Eifer, der seiner diplomatischen Mission nur schaden konnte, Nahrung zu geben, mied den Kontakt zu den Neuchristen und versuchte vehement, den Verdacht der Herrschenden zu entkräften, er betreibe Mission und wolle die Zwangsgetauften wieder zum Judentum zurückführen. Doch "in diesem Augenblick trat aus dem bis in seine letzten Tiefen aufgewühlten Marranentum ein exaltierter Jüngling hervor, der seinem ganzen Wesen nach gleichsam dazu geschaffen war, der Urheber einer mächtigen messianischen Bewegung zu werden."105 ((105- Dubnow: Geschichte, Bd. 9, S. 224))
Ein jungen Portugiese namens Diego Pires, Sekretär und enger Berater des Königs, erschien bei David Reubeni und erlebte eine visionäre Erweckung, die ihm dessen Messianität und Mission offenbarte. Diego Pires war ein Marrane, als Kind schon zwangsgetauft, christlich erzogen und ausgebildet, ein "edler, begabter, schöner Jüngling, [...] der in einer günstigeren Umgebung mit seiner glühenden dichterischen Phantasie auf dem Gebiete des Schönen viel hätte leisten können"106. ((106- Graetz: Geschichte, Bd. 9, S. 224.)) Er berichtete David Reubeni von seiner jüdischen Herkunft und vom visionären Träumen bezüglich Reubenis messianischer Sendung; dieser aber, besorgt um den greifbaren Erfolg seiner Pläne, wies Diego Pires schroff ab und bestritt einen mystischen Gehalt seiner Mission, die rein militärisch-politischer Natur sei. Darauf vollzog Pires an sich selbst die Beschneidung, kehrte damit zum Judentum zurück und nannte sich fortan Schlomo Molcho.
Um diesen Vorfall zu verheimlichen und die politischen Folgen doch noch abzuwenden, verlangte David Reubeni vom ihm, Portugal sofort zu verlassen, und schickte ihn ins Osmanische...
(S. 92-94) Wann und wo David Reubeni wieder in Italien auftauchte, lässt sich nicht mit Bestimmtheit sagen: möglicherweise war er, ausgeplündert und unbemerkt, schon 1528 wieder in Rom, spätestens aber im November 1530 in Venedig, wo er seinem Propheten Schlomo Molcho wieder begegnete, der sich 1529 auf die Nachricht von Fall Roms hin, den er wie viele andere Juden als Auftakt zum Eintreffen der messianischen Zeit interpretierte, vom Orient nach Italien begeben hatte. Auch in Italien stießen Schlomo Molochos Predigten auf großes Echo, zumal hier die Erinnerung an David Reubeni noch frisch war und in den chaotischen politischen Verhältnissen nach der Plünderungs Roms die apokalyptische Stimmung unter Juden wie Nichtjuden ins Unermessliche stieg. Über Ancona, wo er kurzzeitig festgenommen, aber wieder freigelassen wurde, und Pesaro wanderte Schlomo Molcho ins zerstörte Rom. Dort "erreichte seine Exaltation ihren Gipfelpunkt"109 ((109- Dubnow: Geschichte, Bd. VI, S. 101)): um der Legende vom Leidens-Messias im Talmud (Sanhedrin 98a) zu entsprechen, der unter den Aussätzigen und Bettlern vor den Toren Roms auf seine Stunde warten sollte, setzte er sich dreißig Tage lang mit beschmutztem Gesicht und in Lumpen gehüllt unter die Tiberbrücke gegenüber der Engelsburg und brachte die Zeit mit Fasten und Beten zu. In dieser Zeit wurden ihm Visionen zuteilt, die das Kommen des König-Messias (sich selbst hiel er für den Leidens-Messias) nach einer Überschwemmung in Rom und einem Erdbeben in Portugal verhießen. Diese in Textform erhaltenen Visionen verkündigte er mehrfach in der Öffentlichkeit.
Um der von den Inquisitionsbehörden drohenden Gefahr zu entgehen, begab er sich zwischenzeitlich nach Venedig, wo er sich die Feindschaft Jakob Mantinos, des späteren jüdischen Leibarztes des nachfolgenden Papstes, zuzog, der vom Schaden des Wirkens Schlomo Molchos überzeugt war und anfing, gegen ihn zu intrigieren. Nachdem seine Prophezeiungen in Gestalt der verheerenden Überschwemmung Roms im Oktober 1530 und des Erdbebens von Lissabon im Januar 1531 eingetroffen waren, kehrte er wieder nach Rom zurück, wo...
(S. 95-96) Diesmal konnte ihn der Papst nicht mehr retten: nach seiner Weigerung zu widerrufen und zum Christentum zurückzukehren, wurde Schlomo Molcho im Winter 1532 vor einer großen Zuschauermenge bei einem Autodafe auf dem Scheiterhaufen verbrannt. "Das ist das tragische Ende eines tief religiösen Menschen. Er starb wie ein Held seines Glaubens und seiner Überzeugung."111 ((111- Voos: Reubeni, S. 61.))
David Reubeni dagegen, über den die Inquisition keine Gewalt hatte, wurde nach Spanien überführt und bis zu seinem Tod zuerst im Gefängnis von Llerena, dann in Bajadoz gefangengehalten, wo sich seine Spuren verlieren. "Das Ende des Lebens dieses Mannes ist wie der Beginn geheimnisvoll. Aus dem Dunkel tritt er hervor und dorthin verschwindet er wieder"112 ((112- Ebd. S. 43))
http://sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/f ... iew/407017Prof. Dr. A. Sulzbach: Bilder aus der jüdischen Vergangenheit (1914, Frankfurt am Main)
(S. 159-161) XXXVIII. David Reubeni und Salomo Molcho (Aus: Joseph Hakohen, Emek habacha* ((*- Der Arzt Joseph Hakohen, der Verfasser des Emek Habacha (Tal des Weinens), einer Chronik der Leidensgeschichte der Juden, wurde 1496 in Avignon geboren. Seine Chronik umfasste die bZeit von der Zerstörung Jerusalems bis zum Jahr 1575. Bald darauf fällt wahrscheinlich sein Todesjahr. Ein anonymer Verfasser setzte die Berichte bis zum Jahre 1605 fort.))
Zu jener Zeit (1552) kam eine Jude, David, aus dem fernen Indien a den Hof des Königs von Portugal** ((**- Johann III.)), dem er erklärte: "Ich bin eine Jude und glaube an den Ewigen, den Herrn des Himmels; mein Bruder, der König der Juden, hat mich zu dir geschickt, Herr und König, um dich um Beistand zu bitten; hilf uns Krieg zu führen gegen den Türken Soliman, um ihm das heilige Land zu entreissen." Der König erwiderte: "Sei willkommen! Ich werde dich an den Erzbischof weisen, und was der sagt, das werde ich tun." David hielt sich alsdann einige Tage in Lissabon auf. Die gewaltsam Getauften glaubten glaubten an sein Wort und sprachen: "Dies ist unser Retter, ihn hat der Herr gesandt." Sie sammelten sich in Haufen um ihn und erwiesen ihm grosse Ehrenbezeugungen. Von da wandte er sich nach Spanien, und da die Convertiten (Marannen) überall auf seiner Reise ihm zuströmten, wurde er ihnen zum Stein des Anstoses. Er ging sodann nach Frankreich, begab sich nach Avignon und ging von da aus nach Italien. Er liess künstlerische gearbeitete Fahnen anfertigen, liess sie sie mit Inschriften heiligen Namen versehen, und viele setzten ihr Vertrauen in ihm. Er kam auch nach Bologna, Ferrara und Mantua, machte bekannt, dass er auf Befehl christlicher Könige die Juden aus ihrer Staaten fortführen werde, um sie in sein Land und seine Residenz zu geleiten; er sprach ähnlich selbst zum Papste so, was die Juden sehr in Angst setzte. "Was sollen wir tun", sagte sie, "mit unseren Weibern, wenn wir in den Krieg ziehen, und den Kindern, die sie geboren haben?" "Wenn deren so viele und doch mehr in unserem Lande sind," antwortete er, "fürchtet nichts, denn für den Ewigen gibt es kein Hindernis." Er fälschte auch einen Brief und sagte: "Diesen hat mir mein Bruder, der König, geschrieben und gesiegelt mit seinem königlichen Ring." Aber es kam der Tag, da sein Geheimnis enthüllt wurde, da hörte man dann auf, an seine Worte zu glauben, denn Widerrechtliches hatte er befohlen.
Er sprosste auch ein Reis* ((*- Vgl. Jes. 11,1)) aus Portugal, Salomo Molcho, aus dem Stamme der Israeliten, die in diesem Lande zerstreut wohnen seit Tagen der Verfolgung. Noch jung, gehörte er schon zu den Schreibern des Königs; doch da er den David (Reubeni) gesehen, berührte Gott sein Herz, er kehrte zum Ewigen, dem Gott unserer Väter, zurück un liess die Beschneidung an sich vollziehen. Er wusste bis jetzt nichts vom Gesetze des Herrn, nichts von der Heiligen Schrift, aber nach seiner Beschneidung gab ihm der Herr die Weisheit des Salomo, in kurzer Zeit wurde er der weiseste der Menschen, und viele bewunderten ihn. Er ging alsdann nach Italien, er hatte den Mut, über das Gesetz unseres Gottes vor Königen zu predigen und verleugnete nichts vor ihnen. Er ging nach Türkei, kehrte nach Rom zurück, unterhielt sich mit dem Papst Clemens, der ihm gegen den Willen aller seiner Theologen seine Gunst bezeugte und ihm eine mit seinem Namen unterschriebene und besiegelte Urkunde ausstellte, die ihm erlaubte, sich niederzulassen, wo er wollte und den Namen Jude zu führen. Er studierte die Kabbala, anmutige Worte entströmten seinem Munde, denn der Geist des Herrn sprach aus ihm, und das göttliche Wort war beständig auf seiner Zunge. Er hatte aus den tiefen Quellen der Kabbala wunderbare Lehren geschöpft, die er auf Tafeln verzeichnete und sie seinen Freunden in Saloniki schickte, welche sie drucken liessen. Er predigte öffentlich in Bologna und anderen Städten, eine Masse von Menschen drängten sich um ihn, die seine Weisheit hören und ihn mit Rätseln prüfen wollten, aber Salomo beantwortete alle ihre Fragen, und da es nichts gab, was er nicht zu beantworten oder zu erklären wusste, erkannten alle sein grosses Wissen und sagten: "Was man uns von dir erzählt hat, ist wahr, und deine Weisheit überstiegt bei weitem das, was wir darüber gehört haben."* ((*- II. Chron. 9,16)) Viele wurden in Wirklichkeit neidisch auf ihn, aber sie konnten ihm nicht schaden, da er bei Fürsten in Gunst stand. Er schloss sich an David Reubeni an, und sie handelten von da ab gemeinsam.
(S. 162-164) Später wünschte Salomo eine Unterredung mit dem Kaiser über Glaubensdinge und reiste nach Regensburg, wo der Kaiser zur Zeit weilte. Er hatte auch in Wirklichkeit eine Unterredung mit ihm, aber der Kaiser blieb fest, hörte an, und da ihm die Geduld ausging, liess er ihn nebst seinem Freunde David und dessen Anhängern ins Gefängnis werfen, wo sie einige Tage blieben. nAls der Kaiser dann nach Italien zog, transportierte man sie in dessen Gefolge auf einem Karren, in Ketten gelegt, nach Mantua, wo man sie abermals ins Loch sperrte. Nach einer Besprechung, die der Kaiser mit Gelehrten hatte, welche Salomo des Todees schuldig befanden, befahl er, ihn aus dem Gefängnis zu holen und ihn zu verbrennen. An einem Morgen führte man Salomo, dem man den Mund mit einem Knebel geschlossen hatte, auf den Richtplatz. Die ganze Stadt war seinetwegen in Aufregung, schon war der Scheiterhaufen in Brand gesetzt, als ein Offizier des Kaisers befahl, Solomo den Knebel aus dem Munde zu nehmen, da er ihm von seiten des Herrschers etwas mitzuteilen habe. Man gehorchte. "Der Kaiser", sagte jener, "sendet mich zu dir, Salomo, um dir kundzutun dass, wenn du widerrufst, er dir Gnade erweisen wird, dir dein Leben schenkt und du in seiner Nähe weilen darfst, weigerst du dich aber, so ist dein Schicksal unwiderruflichbeschlossen." Salomo erhob sich nicht und rührte sich nicht und antwortete wie ein Heiliger und wie ein Engel Gottes: "Da ist´s ja nur, was mein Herz traurig und niedergeschlagen macht, dass ich so lange als Christ gelebt; nun macht mit mir, was euch beliebt, und es möge meine Seele heimkehren in die Wohnung meines Vaters, wie in meiner ersten Kindheit, ich werde dann glücklicser sein als jetzt".
Wutenbrannt warfen die Henkersknechte ihn alsdann auf den Scheiterhaufen, auf dem die Flamme emporschlug, und sie brachten dem Herrn ein Ganzopfer dar, das ganz in Rauch verdampfte. Und der Herr empfand den Duft angenehm* ((*- Vgl. I. B. M. 8,21)) und empfing die reine Seele Salomos in dem Garten Eden, wo sie sein Liebling und sein Ergötzen zu jeder Zeit ist.** ((**- Vgl. Spr. Sal. 8,30)) Seine Diener wurden entlassen und konnten gehen, wohin sie wollten. Nur David Reubeni, sein Freund, blieb, von zwei Wächtern bewacht, gefangen. Als der Kaiser nach Spanien ging, führte er David mit sich, schickte ihn ins Gefängnis, in dem er auch starb. Infolge des Auftretens dieses David und seine Träume verbrannte man eine grosse Anzahl spanischen Marannen. Viele Leute in Italien glaubten zu dieser Zeit, dass Rabbi Salomo Molcho mit Hilfe seiner Wissenschaft sich den Händen derer, die ihn töten wollten, entzogen, und dass das Feuer keine Gewalt über ihn gehabt hätte. Ein Mann beschwor sogar vor versammelter Gemeinde, dass Salomo acht Tage nach seiner Hinrichtung bei ihm gewesen, gleich darauf fortgegangen und niemals wiederkehrt sei.
http://www.zeno.org/Geschichte/M/Graetz ... nquisitionGreatz, Heinrich: Geschichte der Juden von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart (1907, Leipzig)
(Band 9, S. 224.) Ein aus dem dichten Dunkel herausgetretener Mann aus dem fernen Osten, von dem man nicht weiß, ob er ein Betrüger oder ein alles wagender Schwärmer war, und ob er eine messianische oder [218] eine politische oder Abenteurerrolle zu spielen gedachte, hat in derselben Zeit eine tiefgehende Bewegung in der Judenheit veranlaßt, und davon sind die Marranen im äußersten Westen berührt worden. David, der Abstammung nach wohl ein Morgenländer,55 der eine geraume Zeit in Arabien und Nubien geweilt, trat nämlich plötzlich in einer eigentümlichen Rolle in Europa auf und erweckte durch Wahrheit und Dichtung unerfüllbare Hoffnungen. Er gab sich nämlich als Abkömmling des angeblich unabhängig in Arabien lebenden altisraelitischen Stammes Rëuben aus, und zwar als Prinz und Bruder eines dort regierenden jüdischen Königs, vormals Joseph, und ließ sich daher David Rëubeni nennen. In Arabien hatte er sich tatsächlich aufgehalten und zwar in der Landschaft Chaibar im nördlichen Hegas, wo zur zeit Mohammeds und noch später unabhängige jüdische Stämme wohnten.56 Möglich, daß noch im sechzehnten Jahrhundert neuerdings eingewanderte Juden ihre Unabhängigkeit von den herrschenden, mohammedanischen Stämmen durchgesetzt hatten. Aber daß diese Juden Überbleibsel der ehemaligen Stämme Rëuben und Gad waren, und daß sie unter einem jüdischen Herrscher standen, der noch dazu aus der Davidischen Königsfamilie stammte, (wie David Rëubeni erzählte), war unstreitig ein von ihm erfundenes Märchen.
Dieser Mann mit einer großen Lust an Abenteuern und Irrfahrten verließ Chaibar (Dezember 1522), wanderte mehrere Monate in Nubien umher, öfter unter mohammedanischer Verkappung, wollte auch dort zwischen dem weißen und blauen Nil Überbleibsel ehemaliger Stämme gefunden haben und traf endlich in Ägypten ein. Dort erzählte er zuerst sein Märchen von einem mächtigen jüdischen Staate in Chaibar, scheint aber wenig Glauben gefunden zu haben. Auch in Palästina, wo er mehrere Monate weilte, (März bis Juni 1523), scheint er kein geneigtes Ohr für seine abenteuerlichen Erzählungen und Pläne gefunden zu haben, und reiste daher über Alexandrien nach Venedig (Februar 1524). In diese ehemalige Weltstadt, die Vermittlerin zwischen Europa und Asien, war bereits von Palästina aus der Ruf von dem Sendboten der altisraelitischen Stämme und seinen Fabeln gedrungen und hatte die Neugierde rege gemacht. Die kurz aufeinanderfolgenden Entdeckungen neuer Welten zum großen Staunen des damaligen Geschlechtes, das mit einem Male von Ländern, Menschen, Sitten und Dingen reden hörte, von denen man bis dahin in dem engen Gehäuse der mittelalterlichen Geographie keine Ahnung hatte, diese alltäglich gewordenen Wunder hatten die [219] damals Lebenden leichtgläubig gemacht. Sie waren darauf gefaßt, das Unglaublichste verwirklicht zu sehen. Die Köpfe, die noch von mittelalterlichen Vorstellungen befangen waren, zweifelten nicht daran, daß sich auch die verbreiteten geographischen Fabeln durch neue Entdeckungen bewähren würden. Die Christen hofften auf die Auffindung des Reiches des fabelhaften Priesters Johannes, in dem das Urchristentum seinen Sitz habe. Die Könige von Portugal, die Anreger der Entdeckungen neuer Ländergebiete, hatten eigens Kundschafter nach Asien und Afrika gesendet, dieses Land aufzusuchen. Die, Juden hatten erwartet, daß eines Tages die verschwunden geglaubten israelitischen Zehnstämme in irgend einem Winkel von Asien aufgefunden, und daß selbst der fabelhafte Fluß Sabbation oder Sambation, der an den Werktagen fließe und am Sabbat stillstehe, mit den daran wohnenden Mosessöhnen, die das uralte Judentum bewahrten, irgendwo entdeckt werden würden. Nun war ein Abgesandter angeblich unabhängiger israelitischer Stämme in David Rëubeni in Venedig eingetroffen. Welch ein Wunder! Die Phantasie der europäischen Juden war die zuverlässigste Bundesgenossin für diesen Abenteurer: sie bahnte ihm den Weg. Sein angeblicher Reisezweck, den er halb durchschimmern ließ und sein Diener ganz ausplauderte, erhöhte noch die Erwartung. Es hieß, er sei von seinem Bruder, der über dreimal hunderttausend auserwählte Krieger gebiete, und von den siebzig Ältesten des Landes Chaibar an die europäischen Fürsten, namentlich an den Papst abgeordnet, um von ihnen Feuerwaffen und Kanonen zu erwirken, um damit einerseits die mohammedanischen Völker, welche die Vereinigung dies- und jenseits des roten Meeres wohnender jüdischer Stämme hinderten, zu bekämpfen und anderseits mit den kriegstüchtigen jüdischen Armeen die Türken aus dem heiligen Lande zu jagen.
David Rëubenis Person und Benehmen trugen dazu bei, ihm Glauben zu verschaffen. Beides hatte etwas Fremdartiges, Geheimnisvolles, Exzentrisches. Er war von schwarzer Hautfarbe, zwerghaft und von einer Magerkeit, welche durch anhaltendes Fasten ihn zum durchsichtigen Skelett machte. Dabei besaß er Mut, Unerschrockenheit und ein barsches Wesen, welches jede Vertraulichkeit fernhielt. Er sprach nur hebräisch, aber in einem so verdorbenen Jargon (wahrscheinlich nach fremder Aussprache und ungrammatisch), daß ihn weder die asiatischen, noch die südeuropäischen Juden verstanden. Er gab vor, nie Talmud gelernt zu haben, noch überhaupt die jüdische Literatur zu kennen, sondern ein Krieger zu sein, der in einer einzigen Schlacht vierzig Mann erschlagen habe. Später stellte es sich aber heraus, daß er in den kabbalistischen Dusel eingeweiht war und nur Unwissenheit heuchelte.
[220] In Venedig angekommen, kehrte er bei keinem Juden ein, sondern blieb im Hause des Schiffskapitäns, der ihn dahin gebracht hatte: aber sein mitgebrachter Diener hatte indessen die Juden auf ihn aufmerksam gemacht; sie suchten ihn auf. Ein jüdischer Maler, Mose, und ein angesehener reicher Mann, Mazliach (Felice), verwendeten sich eifrig für ihn, obwohl er ihnen nur im allgemeinen angedeutet hatte, er habe einen Auftrag für den Papst zum Wohle der Judenheit, und sie sollten ihm ein Schiff verschaffen, um so bald als möglich nach Rom gelangen zu können. In Rom angekommen (Februar 1524), ritt er auf einem weißen Roß mit einem Diener und einem Dolmetsch an den päpstlichen Hof und erlangte gleich eine Audienz bei dem Kardinal Giulio im Beisein anderer Kardinäle. Auch vom Papste Clemens wurde er in Audienz empfangen und überreichte ihm Beglaubigungsschreiben.
Clemens VII. (auf dem päpstlichen Stuhle 1523-1534) war einer der edelsten Päpste, aus dem florentinisch-mediceischen Hause, in unehelicher Geburt erzeugt, klug und milde, der von dem Bestreben beseelt war, Italien unabhängig von den Barbaren, d.h. von den Deutschen zu machen. Aber seine Regierung fiel in eine Zeit, wo Europa aus den Angeln gehoben war. Auf der einen Seite drohte die von Luther ausgegangene Reformation, die täglich Riesenfortschritte machte, das Papsttum zu untergraben, und auf der andern Seite drückte die Wucht des in der Hand Karls V. vereinigten großen Reiches von Spanien und Deutschland, wozu noch Burgund und ein Teil von Amerika gehörten, auf Italien, und es war nahe daran, in sklavische Abhängigkeit vom Kaiser zu geraten. Überwarf sich Clemens mit dem Kaiser, so begünstigte dieser die Reformation und machte Miene, die päpstliche Gewalt einzuschränken. Versöhnte er sich mit ihm, so geriet Italiens Freiheit in Gefahr. So war er trotz seines festen Charakters in steter Schwankung und nahm, wie die meisten seiner Zeitgenossen, zu astrologischen Künsten seine Zuflucht, um das, was menschliche Klugheit nicht voraussehen konnte, durch Konstellation zu erfahren. Clemens war kein Fanatiker, überhaupt mehr weltlich als geistlich gesinnt und seinem Verwandten Leo X. ähnlich; daher war er auch milde gegen die Juden und schützte sie vor Verfolgungen.
In dem kleinen Kirchenstaate innerhalb Frankreichs, in der Grafschaft Venaissin, in den größeren Städten Avignon und Carpentras, wo auch Juden aus Spanien sich angesiedelt hatten, waren diese und die Urbewohner nicht bloß geduldet, sondern mit außer ordentlichen Freiheiten bedacht. Sie durften unbeschränkt Handel und Gewerbe treiben. Sie waren befreit von dem lästigen Zwang, Bekehrungspredigten anzuhören, welche früher Päpste und Konzilien ihnen auferlegt [221] hatten. Sie waren auch von dem Tragen einer jüdischen Tracht befreit. Vor Gericht waren sie gleichgestellt. Dieser Papst nahm die Juden dieses Kirchenstaats in besonderen Schutz und bedrohte diejenigen, welche ihren Frieden antasten sollten, mit dem Kirchenbanne.57 Wegen dieser besonderen Begünstigung der Juden beklagten sich Deputierte der Städte und wünschten deren Beschränkung.
Dem Papste Clemens VII. scheint David Rëubeni Beglaubigungsschreiben von portugiesischen Kapitänen oder Geschäftsträgern, die er in Arabien oder Nubien angetroffen haben mag, überreicht zu haben, welche ihm wohl das Vorhandensein von kriegerischen Juden in jenem Himmelsstrich bezeugt haben, vielleicht noch mehr, was ihnen der Abenteurer mit seiner imponierenden Erfindungsgabe aufgebunden haben mochte. Diese Kreditive überschickte der Papst dem portugiesischen Hofe, und als man sie dort bewährt gefunden, wurde David mit großer Auszeichnung und mit allen Ehren eines Gesandten behandelt. Auf einem Maulesel ritt er durch Rom, begleitet von zehn Juden und mehr als zweihundert Christen. Der Plan mag dem Papste, dessen Unternehmungen durch den Widerstreit der verwickelten Verhältnisse jeden Augenblick durchkreuzt wurden, geschmeichelt haben, einen Kreuzzug gegen die Türkei, und zwar durch ein israelitisches Heer zu veranlassen, den gefährlichsten Feind der Christenheit aus dem heiligen Lande vertreiben zu lassen und solchergestalt wieder die kriegerischen Angelegenheiten in Händen zu haben. Selbst die Ungläubigsten unter den Juden, welche Davids Worten nicht ganz trauten, konnten sich der überraschenden Tatsache nicht verschließen, daß ein Jude von dem päpstlichen Hofe mit solcher Zuvorkommenheit und Ehre behandelt wurde, und waren auch ihrerseits überzeugt, daß mindestens ein Korn Wahrheit in Davids Angaben liegen müsse. Die römischen und fremden Juden drängten sich seitdem an ihn, der ihnen eine hoffnungsreiche Zukunft zu eröffnen schien. Die Señora Benvenida Abrabanela, Frau des reichen Samuel Abrabanel (o. S. 38), sandte ihm aus Neapel bedeutende Geldsummen, eine kostbare Seidenfahne mit den zehn Geboten eingestickt, und sonst noch reiche Gewänder. Er aber spielte seine Rolle meisterhaft, die Juden in scheuer Entfernung zu halten. Nur einem steinreichen Manne, Daniel aus Pisa, machte er vertrauliche Mitteilungen. Dieser hatte Zutritt zum päpstlichen Hofe nud sorgte für Davids Bedürfnisse und Bequemlichkeiten.
Als endlich ein förmliches Einladungsschreiben vom König von Portugal an David Rëubeni einlief, sich an dessen Hof zu begeben, verließ er Rom nach mehr denn einjährigem Aufenthalte und reiste [222] mit einer jüdischen Fahne zu Schiffe dahin. In Almeria, der Residenz des Königs João III. bei Santarem, wo David (im November 1525) mit einer zahlreichen Dienerschaft wie ein Fürst mit reichen Geldmitteln und mit einer schön gestickten Fahne eingetroffen war,58 wurde er ebenfalls mit Auszeichnung behandelt, und es wurde mit ihm ein Plan verabredet, wie für die israelitischen Reiche in Arabien und Nubien Waffen und Kanonen von Portugal geliefert werden sollten. Davids Erscheinen in Portugal hat gewiß eine Umstimmung gegen die Marranen hervorgerufen und João59 bewogen, die beabsichtigte Verfolgung gegen sie fallen zu lassen. Zu einer so weitreichenden Unternehmung brauchte er ihre Unterstützung, ihre Kapitalien und ihren Rat. Wollte er ein Bündnis mit einem jüdischen König und seinem Volke eingehen, durfte er die Halbjuden in seinem Lande nicht verfolgen. Darum erkaltete plötzlich sein Eifer für die Einführung der Inquisition in Portugal.
http://www.zeno.org/Geschichte/M/Graetz ... C3%ABubeniGreatz, Heinrich: Geschichte der Juden von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart (1907,Leipzig)
(Band 9, S. 510-514) Salomo Molcho und David Rëubeni.
Also im Jahre 1531 berichtete man vom Orient nach Krakau, daß die messianische Erlösung bereits begonnen habe, und man tat von Jerusalem bis Salonichi Buße. Es ist gerade die Zeit, in welcher Salomo Molcho messianische Predigten im Orient und Italien gehalten hat. Über Elieser Treves siehe auch Brüll, Jahrb. I., 105.
V. Von den externen Quellen ist chronologisch die erste, das Sendschreiben des Inquisitors von Badajoz Selaya an den König von Portugal vom 30. März 1528. G. Heine teilte den Inhalt desselben mit (in Schmidts Zeitschrift f. Geschichte, Jahrg. 1848, S. 160). Dieser lautet: »Vor zwei oder drei Jahren ist ein Jude aus fremden Ländern nach Portugal gekommen und hat seinen Glaubensgenossen Mut ein gesprochen, sagend, sie sollten sich anschicken, den Messias zu empfangen, der bald kommen werde, sie aus allen Ländern zusammenzubringen und ins Land der Verheißung zu führen. Der Mann hat vielen Anhang gefunden, und darum flüchteten alle Ketzer nach Portugal, wo sie Aufnahme fanden; es seien schon so viele an der Grenze des Reiches versammelt, daß neulich eine ganze Schar aus der Stadt Campo Mayor mit bewaffneter Hand nach Badajoz zu dringen gewagt und allerlei Unfug in der Stadt verübt hätte.« Aus der Zeitangabe in diesem Sendschreiben des Inquisitors von Badajoz: zwei oder drei Jahre vor 1528 d.h. 1525 oder 1526, ist nicht zu verkennen, daß dieser Mann, der aus der Ferne nach Portugal gekommen und bei den Marranen in Spanien messianische Hoffnungen erweckt hat, kein anderer als David Rëubeni war. Auch Herculano teilt den Inhalt dieses Schreibens mit, und daraus erkennt man noch mehr Davids Züge (Da Origem e Estabelecimento da Inquisição em Portugal I, p. 211). Die betreffende Stelle lautet: Relatava (Selaya, Inquisidor de Badajoz) como dous ou tres annos antes apparacêra em Portugal um Judeu do oriente, que annunciava a proxima vinda do Messias, a liberdade dos Israelitas e a restauração do reino de Judá. Er war also ein Jude aus dem Orient, der nach Portugal gekommen war und die Juden verführt hatte. Es ist schade, daß Selayas Originalbrief nicht wörtlich bekannt ist.
VI. Eine noch interessantere Nachricht liefert das Schreiben des portugiesischen Gesandten in Rom, Bras Neto, an den König João III. vom 11. Juni 1531 über die Schwierigkeiten, welche die Einführung der Inquisition in Portugal gerade am päpstlichen Hofe durch den Kardinal Lorenzo Pucci und den Papst Clemens VII. selbst gefunden hat. Herculano teilt den Inhalt dieses geheimen Schreibens mit, worin der Gesandte dem König berichtet: »Es lebte in Rom ein portugiesischer Jude, genannt Diogo Pires, welcher Sekretär der Räte im Departement der Suppliken gewesen und aus Portugal nach der Türkei ausgewandert war, um die Taufe abzuschwören, die ihm aufgelegt war. In Rom angekommen, hatte er vom Papste ein Breve erhalten, daß niemand ihn aus diesem Grunde belästigen solle, und da lebte er mit großem Rufe der Heiligkeit unter den Juden, denen er die mosaischen [513] Lehren auszulegen pflegte. Diogo Pires hatte Zutritt beim Papste und den Kardinälen, und der Gesandte (eben Bras Neto) fürchtete sich vor ihm, nicht bloß wegen dessen persönlichen Einflusses, sondern auch, weil die Marranen von Portugal, mit denen er Verbindungen der Freundschaft unterhielt, ihm Geld schicken könnten, um den Forderungen des Königs João III. durch Korruption zu widerstehen. Bras vermutete, daß ein Nepote oder Kämmerling des Kardinals Pucci oder gar des Papstes selbst sich hineingemischt hätte.« – Ich gebe die interessante Stelle im Original: Vivia em Roma um hebreu português chamado Diogo Pires, que fôra escrivão das ouvidores da Casada supplicação, e que saíra de Portugal para a Turqia a abjurar o baptismo, que lhe avia sido imposto. Vindo a Roma, obtivera do papa um breve para que ninguem o incommodasse por tal motivo, et alli vivia com grande reputação de sanctidade entre os judeus, a quem costumava espór as doutrinas mosaicas. Tinha Diogo Pires entrada com o papa e cardenaes, e o embaixador temia se delle, naõ só pela sua influencia pessoal, mas tambem porque os conversos de Portugal, com quem conservava relacões de amizade, lhe poderiam enviar dinheiro para obstar ás pretensões de João III. por meio de corrupção, e Bras Neto suspeitava que algun soberinho ou cubiculario de Pucci, on do proprio papa, andasse mettido nisto. Das Originalschreiben des Gesandten findet sich in Lissabon im Nationalarchiv (bei Herculano l.c.p. 235).
Ohne besondere Kombinationsgabe kann man erkennen, daß unter Diogo Pires, Sekretär, früher Marrane, aus Portugal nach der Türkei ausgewandert, dann in Rom als Jude lebend, mit Zutritt beim Papste, im Rufe der Heiligkeit stehend und den Juden die Thora auslegend, kein anderer gemeint sein kann, als Salomo Molcho. Er war es also, der die Einführung der Inquisition in Portugal bei der Kurie zu hintertreiben suchte. Jedes Wort in diesem Bericht stimmt mit dem, was Molcho in seinen beiden Sendschreiben berichtete, überein.
VII. Eine fernere zeitgenössische Nachricht über Molcho gab der erste gründliche Orientalist des 16. Jahrhunderts, Joh. Albert Widmannstadt, in einer Notiz zu Molchos kabbalistischen Predigten (von Landauer unter Papierschnitzeln gefunden, Orient. Libl. 1855, Kol. 419 Note). R. Salomonis Molcho, qui se Messiam Judaeorum esse praedicavit, atque Mantuae propter seditionis Hebraicae metum, Carolo V. ... providente concrematus fuit anno (ni fallor) 1532, liber de secreta Hebraeorum Theologia. Hujus vexillum vidi Ratisbonae anno 1541 cum literis יבכמ. Das Motiv für die Hinrichtung Molchos ist dabei zu beachten; es widerspricht entschieden jener albernen Annahme, daß Molcho den Kaiser habe zum Judentum bekehren wollen.
VIII. Eine portugiesische zeitgenössische Chronik berichtet von Davids Eintritt in Portugal und Ende desselben (Coronyqua dos Reis de Portugal, in Collecção dos ineditos V, p. 351 ff.): O Novembre de 1525 entrou Davit Judeu neste Reino de Portugal em Sãotaro (Santarem) na corte deste Rei (João III.) em Almeirim, dizendo que era das tribus dez e outras causas não verdadeiras, segondo que Judeus sabem dizer, de maneira que se soube a verdade Judeu Turquesco; e foi presso na corte de Emperador Carlos e o mandarão e trouxerào a Llarena áos Inquisidores, onde esta presso em Castella na dita villa a cadea [514] de Imquissisam, te que aja a fim que meres, ainda oje ano de trinta e cinque esta presso no carcere de Imquissisam de Llarena. So lebte David Rëubeni noch 1535, oder war vielmehr damals im Kerker der Inquisition lebendig begraben.
Diese vier zeitgenössischen Zeugnisse von Christen, dem damaligen portugiesischen Gesandten, dem Inquisitor von Badajoz, von Widmannstadt, der Molchos Fahne in Regensburg gesehen, und von dem portugiesischen Chronikschreiber, schlagen für immer den Zweifel nieder, als ob die Persönlichkeiten David Rëubeni und Salomo Molcho der Fabel angehören, und dokumentieren deren historische Existenz. Aus den Zeugnissen Nr. VI hat sich ergeben, daß Molcho die Einführung der Inquisition in Portugal unter Clemens VII. hintertrieben hat. Beider Geschichte verdient daher eine eingehende Untersuchung. Es sínd darin fünf Stadien ins Auge zu fassen.
http://www.zeno.org/Geschichte/M/Graetz ... n+PortugalGreatz, Heinrich: Geschichte der Juden von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart (1907, Leipzig)
(Band 9, S. 518-521) Nach der Quelle (o. S. 513 VIII), traf David November 1525 in Portugal ein. Seine Beschreibung der Vorgänge während seines Aufenthaltes daselbst bis zur Abreise nimmt mehr als 50 Blatt des Manuskriptes ein. Der zwölfte Teil ist ausgefüllt mit Zänkereien und Stänkereien, die er mit seiner Dienerschaft hatte. Aber auch das historisch Wichtige würde hier zu viel Raum einnehmen, es müßte besonders ediert werden. Der Hauptinhalt ist, daß er von Marranen umschwärmt war, daß jüdische Gesandtschaften aus Afrika ihn aufgesucht und daß der König João III. und die Königin ihn mit großer Auszeichnung behandelt haben. Der König habe ihm versprochen, 8 Schiffe mit 4000 Kanonen ihm zur Verfügung zu stellen, sei aber eifersüchtig gewesen, daß er sich von den Marranen die Hände küssen lasse.
Farissol, ein zeitgenössischer, glaubwürdiger Zeuge bestätigt, daß David Rëubeni Zutritt beim Papste und bei Kardinälen gehabt, und daß er sich gegen Juden hochfahrend und gegen hochgestellte Christen keineswegs kriechend benommen habe, sondern seiner Rolle als Gesandter einer jüdischen Großmacht treu geblieben sei. Nach Farissols Angabe hatte David in der Tat ein Beglaubigungsschreiben und Zeichen von portugiesischen Agenten aus Afrika mitgebracht, und diese wurden vom König von Portugal als echt anerkannt.
Werner Kellner: Und wurden zerstreut unter alle Völker (1966)
(S. 308) 1524 landet in Venedig ein seltsamer Mann - klein, asketisch, von bräunlicher Hautfarbe -, der auf alle einem tiefen Eidruck macht: der Jude David Räubeni. Seine Haltung ist stolz, herrisch, eine Dienerschar umgibt ihn, er spricht Hebräisch. Unglaubig nimmt man Kenntnis, was er über seine Herkunft und Zweck seines Kommens verrät: Er sei der jüngere Sohn des verstorbenen Königs Salomo, Bruder des in der Wüste Chabor über dreihunderttausend Untertanen herrschenden König Joseph aus dem verschollenen Stamme Ruben. Eine hochpolitische Mission habe ihn nach Europa geführt. In Nubien sei er am Nil auf die Nachkommen der anderen neun israelitischen Stämme gestoßen. Es gelte, gemeinsam die Türken aus dem Heiligen Lande zu vertreiben. Die Krieger in Chabor ständen zum Kriege bereit - man müsse si nur ausrüsten, ihnen Waffen liefern. Sein Reiseziel sei daher Rom, er wolle zum Papst...
Das Seltsame geschieht; noch im Jahr seiner Ankunft trifft Räubeni in der Tiberstadt ein, hält Einzug wie ein Fürst,
"Ich David, Sohn des König Salomo gesegneten Andenks, aus der Wüste Chabor", schreibt er in seinem Tagebuch,
"langte am 15. Adar 1524 vor den Toren Roms an... Ich ritt auf einem alten weißen Rosse, und vor mir gingen meine Diener, auch begleiten mich viele Juden. Ich drang so also zu Rosse in die Engelsburg ein. Daraufhin wurde ich vor den Kardinal Egidio von Viterbo geführt, und alle Kardinäle und Fürsten kamen, mich zu sehen. Und vor dem Kardinal Egidio war der gelehrte Rabbi Joseph Aschkenasi, der Lehrer des genannten Kardinals, und dazu kam noch der gelehrte Rabbi Joseph Zarphati."David Räubeni gelingt es, baim Papst in Audienz empfangen zu werden. Es kommt zu einer Aussprache, und David Räubeni hat Erfolg. Clemens VII. geht merkwürdigerweise auf den Plan des Fremdling ein und händigt ihm ein Empfehlungsschreiben an den portuiesischen König aus.
Im Jahre 1525 trifft Räubeni mit seinem Gefolge in Lissabon ein. König Johann III. nimmt ihn ehrenvoll auf, und auch bei ihm findet Räubeni Gehör. Er verspricht Portugal den Beistand der Juden von Chabor gegen Sultan Suleiman und bei der Eroberung des Heiligen Landes. Der König sagt ihm Schiffe und Waffen zu. Ein regelrechter Kriegsplan soll verabredet worden sein.
Ein jüdischer Prinz in Portugals Hauptstadt! Das ruf unter den Marranen eine fieberhafte Erregung hervor. Sie schöpfen neue Hoffnung. Vielleicht is er der Messias. Sie jubeln ihm zu. Sogar aus Spanien eilen Neuchristen ins Land. Ein jugendlicher Schwärmer, der Marrane Diego Pires, beschneidet sich selbst, nimmt den hebräischen Namen Salomo Molcho an und zieht voller Träume und "wunderbarer Visionen" nach der Türkei. Über die messianische Hoffnung predigend, taucht er in Saloniki, Adrianopel und in Safed, der Hochburg der Kabbalisten, auf.
1530 muß David Räubeni Portugal verlassen. Der Fall des Salomo Molcho hat die Inquisition auf den Plan gerufen. Räubeni wird bezichtigt, geheime Verbindungen mit Marranen aufgenommen zu haben, und das Landes verwiesen. Es geht abwärts mit ihm. Auf der Rückfahrt nach Italien läßt ein Sturm sein Schiff an der spanischen Küste stranden. Mit Mühe nur entkommt er, gejagt von den Häschern der Inquisition, nach Frankreich. Eine Zeitlang taucht er in Avignon auf den Besitztümern des Papstes unter. Mit prachtvollen Gefolge erscheint er dann erneut in Venedig. Er verhandelt mit dem Senat, sucht auch ihn für seinen Kriegszug gegen die Türkei zu gewinnen.
Inzwischen ist Molcho aus dem Morgenland zurückgekehrt. In der Tatsache, daß die Truppen Kaiser Karls V. in die Tiberstadt eingedrungen sind und sie verheert haben, sieht er ein Zeichen für das verheißene Ende Edoms, den unmittelbar bevorstehenden Untergangs Roms. 1529 landet er in Ancora und eilt nach Rom. Fastend und betend kauert er an der Tiberbrücke vor der Engelsburg, er hat religiöse Visionen. Wollte nicht eine alte jüdieche Volkssage wissen, der Messias werde - von niemandem erkannt - unter Bettlern und Krüppeln vor den Toren Roms sitzen und auf den Tag der Erlösung warten? Clemens VII. vernimmt von Molchos Auftauchen, er empfängt ihn und unterhält sich mit ihm. Die Inquisition wird auf ihn aufmerksam und dringt darauf, gegen den vom Christentum abgefallenen Marranen vorzugehen. Der Papst jedoch erteilt ihm einen Schutzbrief. Molcho, seines Lebens trotzdem nicht mehr sicher, flieht nach Venedig und trifft David Räubeni wieder.
Noch einmal, ein letztes Mal, versetzen Räubeni und Molcho die Welt durch einen kühnen Versuch in Erstaunen.
Im Jahre 1532, als Kaiser Karl V. den Reichstag nach Regensburg zusammenberufen hat, erscheinen dort plötzlich beide. Sie verkünden, was sie vorhaben. Molcho trifft auch mit Rabbi Josel Rosheim, dem Fürsprecher der deutschen Judenheit, zusammen. Zwei Welten stehen einander gegenüber: Der religiöse Schwärmer und der nüchterne Politiker.
"Um diese Zeit erscheint ein fremder Proselyt namens Salomo Molcho" berichtet das Tagesbuch Josels von Rosheim,
"mit seltsamen Gedanken, um den Kaiser in Aufruhr zu versetzen, daß er alle Juden zum Kampfe gegen die Türkei aufrufen wollte. Als ich vernahm, was ihm in den Sinn gekommen, warnte ich, das Herz des Kaisers zu erregen, damit ihn das große Feuer nicht verzehre..." Vergeblich - Molcho drang auf eine Audienz. Nicht vermeldet, wie die Unterredung zwischen dem frommen Kaiser und dem ehemaligen Marranen verlief, nur das traurige Ende ward überliefert.
"...Solomo Molcho ... wurde in eiserne Ketten gelegt", besagen Josels von Rosheim Notizen,
"nach Bologna gebracht und dort für die Heiligkeit Gottes und die Religion Israels verbrannt..." David Räubeni schaffte man auf kaiserlicher Befehl nach Spanien, die Inquisition warf ihn in den Kerker, wo er Jahre später sein Ende fand...
http://books.google.de/books?id=m76QmMt ... &q&f=falseSylva Harst: Brauchen wir einen Messias?: Messias-Erwartung und Endzeitsehnsucht vom alten Ägypten bis zum neuen Amerika (2009) ISBN 3643101910, 9783643101914
(S. 111-112) So war auch der messianischen Bewegung des jemenitischen Juden David Reubeni (1490-1541) der Erfolg sicher. Es hieß, dass er Nachkommen der verlorenen Stämme des Ruben und des Gad gehörte, Reubeni muss eine charismatische Persönlichkeit gewesen sein. 1524 erschien er am Hof des Papstes und forderte Kanonen und Feuerwaffen für den Kampf gegen die türkischen Muslime. Diese waren es in den Augen von Reubeni, die gegen eine Vereinigung der Juden beiderseits des Roten Meeres agierte.
1525 wurde Reubeni vom portugiesischen König Johann III. an dessen Königshof geladen. Der König versprach ihm wirksame Hilfe für sein Kapf gegen die Türken. Reubeni bewirkte immerhin eine zeitweilige Aussetzung aller Verfolgungen von Marranen. Nach dem bekannten Muster forderte Reubeni die Menschen zu Buße und Umkehr auf. All das verführte die Juden in Spanien und Portugal zu der Annahme, er sei der verheißene Messias.
Am Königshof traf Reubeni Diego Pires, der Sohn eines portugiesischen Marranen, der von Reubenis Erscheinung und Auftreten magisch angezogen wurde. Pires beschnitt sich selbst und nannte sich nach seiner Rückkehr zum Judentum Salomon Molkho (1500-1532). Molcho wurde Reubenis Mitarbeiter. Beide reisten viel, Molkho zunächst nach Saloniki in die Türkei, wo er die Geheimnisse der Kabbala eingeweiht wurde. Dann ging es weiter nach Safed in Palästina.
Safed war eine der vier heiligen Städte des Judentums im Norden Israels. Es war zu dieser Zeit bedeutender als Jerusalem und galt als Zentrum des Judentums. Hier wurde die jüdische Mystik, die Kabbala, besonders gepflegt. Neben zahlreichen Synagogen entstand hier 1563 die erste hebräische Druckerei. Dort feiert Molkho 1529/30 große Erfolge.
Schließlich reiste Molkho nach Rom. Dreißig Tage führte er das asketische Leben eines Bettlers. Durch einen Traum inspiriert, verkündete er Rom eine große Überschwemmung und Portugal ein entsetzliches Erdbeben. Als seine Prophezeiung im oktober 1530 in Rom und im Januar 1531 in Lissabon in Erfüllung gingen, galt er als gottbegnadeter Prophet nicht nur bei den Juden sondern auch bei vielen Christen. Im Gegensatz zu Reubeni verkündete Molkho die Ankunft des Messias für das Jahr 1540.
http://books.google.de/books?id=yeN4ZP1 ... &q&f=falseArno A. Gassmann: Lieber Vater, lieber Gott?: Der Vater-Sohn-Konflikt bei den Autoren des engeren Prager Kreises(Max Brod, Franz Kafka, Oskar Baum, Ludwig Winder) (2002) ISBN 3896211463, 9783896211460
S. 73-74) Hier kommt die jüdische Messiasvorstellung voll zum tragen. Der historische "Molcho sah sich selbst als der erwartete Messias ben Josef, der leidende Messias, der dem Messias ben Dawid, dem Erlöser, den Weg bereitet."154 ((154- Ebd., S. 429)) Der Messias ben Dawid sollte das jüdische Volk dann aus dem Exil führen, denn nur wenn die Juden das Exil überwinden, können Schöpfer und Schöpfung wieder eins werden:
Die Theorie des Exils wird aus der menschlichen und geschichtlichen Sphäre sogar auf die göttliche bezogen: Um die Welt zu erschaffen mußte Gott sich aus seiner ursprünglichen Fülle sozusagen in sich selbst zurückziehen und so Platz für die Welt machen. Folglich ist Exil die Grundbediengung für die Schöpfung. Leiden im Exil und Verbannung ist somit ein kosmisches Phänomen. Dieser Gedanke vertiefte die ursprünglich nur-geschichtlich verstandene messianische Idde und gab dem Erlöser eine vorher nie gesehene Verantwortung.155 ((155- Ebd., S. 426.))
http://books.google.de/books?id=DK5K72J ... &q&f=falseThe Shengold Jewish Encyclopedia (2003) ISBN 1887563776, 9781887563772
(183-184.) Molkho, Salomon (ca. 1500-1532). False Messiah. Born in Portugal and died in Mantua, Italy, Molkho was born Diego Pires to Christian parents who were Marranos, or secret Jews. When David Reubeni, considered a forerunner of the Messiah, came to Portugal, Diego fell completely under his spell. He gave up a government post and returned openly to Judaism. He had himself circumcised and renamed Solomon Molkho; then he left Portugal secretly and went to Salonika, Turkey. He studied the Kabbalah and was drawn to Safed, a Kabbalist center in the Holy Land. Influenced greatly by Joseph Karo and the Safed Kabbalists, Molkho predicted that the Messiah would come in 1540.
Disguised as a beggar, he went to Rome, managed to see Pope Clement VII, and prophesied that the Tiber would flood its banks and that an erthquake would shake Portugal while comets showered from the sky. On October 8, 1530, the Tiber actually overflowed and on January 26, 1531, Portugal was indeed shaken by an earthquake and a comet appeared in the sky. The Pope was impressed by this visionary and protected Molkho even when some of his writings were found offensive to Christianity.
http://books.google.de/books?id=t05XwUO ... &q&f=falseJohann Maier: Geschichte der jüdischen Religion (1972) ISBN 3110024489, 9783110024487
(S. 460) Unter den Marranen Portugals, die sich durch David in ihrem geheimen Väterglauben bestärkt fühlten, war auch ein mystisch veranlagter Beamter namens Diego Pirez, der sich selbst beschnitten und damit in Lebensgefahr gebracht hatte, weil auf Apostasie die Todesstrafe stand. David hatte ihm zur Flucht geraten, diese gelang auch und führte ihn in die Türkei und ins Heilige Land, wo er die herrschende apokalyptische Kabbalah kennenlernte19. Salomo Molko, wie er sich nun nannte, erhoffte für 1540 die Ankunft des Messias b. David und für 1533 das Auftreten des Messias b. Efraim (bzw. b. Josef), mit dem er sich offentlich identifizierte. Seit 1529 durchzog er als apokalyptisch-kabbalistischer Prediger Italien und fand nicht zuletzt wegen seiner eindrucksvollen persönlichkeit Heiligmäßigkeit viele Anhänger, wenn auch scharfe Kritik nicht ausblieb, denn manche Juden fürchteten mit Recht die politischen Folgen solcher schwärmerischer "prophetischer" Auftritte.
http://bje.org.au/learning/people/famous/messiahs.htmlSolomon Molcho, a disciple of Reubeni, proclaimed himself Messiah in Rome.
http://books.google.de/books?id=qqy4wqV ... &q&f=falseAbraham David, Dena Ordan: To Come to the Land: Immigration and Settlement in 16th-Century Eretz-Israel (2010) ISBN 0817356436, 9780817356439
(71-72.) According to Israel Ashkenazi´s tastimony from the early 1520s, and perhaps before that date, Ethiopian Jews (Falashas) resided in Jerusalem. In 1522, Ashkenazi penned the following description of Jew who had reached that city:
[He] had been taken prisoner at sea and changed hands repeatedly until he was sold in Alexandria, Egypt. The Jews paid a large bribe to ransom him, and he is almost like a Cushite [in appearance]... He told us that in his land there are thousands, even tens of thousands of Jews who have a great king who engages in constant battle with the nearby Christians. He lives near the Nile, the Nile river of Egypt... and this is certain, for I have spoken to many others from his city, and all the Jerusalemites attest that forty families reside there. [David, "Letter of Israel Ashkenazi," 119]
It is nearly certain that Ashkenazi´s description refers to Ethiopian Jews captured in battle and later ransomed after reaching Egypt, as additional sources attest.63 Ashkenazi´s testimony implies that dozens of Ethiopian Jews made their way to Erez-Israel and settled in Jerusalem.64 One of these Jews may have been David ha-Reuveni, who resided briefly in Jerusalem from 1522 to 1523. Although it lies beyond our ken to determine the exact origins of this enigmatic figure, there is a distinct possibility that he too belonged to the Ethiopian kahal.65
http://www.scribd.com/doc/76871549/24/Safedhttp://books.google.de/books?id=Q3uc8zB ... &q&f=falseAryeh Kaplan: Meditation and Kabbalah (1989) ISBN 0877286167, 9780877286165
(173.) In 1522, the year of the Ramak´s birth, another event took place that had a profound effect on the Jewish community. This was the pilgrimage of David Reuveni, a cryptical messianic figure from Kheybar on the Arabian peninsula, who was able to stand up before popes and kings. Travelling through Egypt in 1523, Reuveni reports seeking an audience with Abraham Castro, and it is also possible that he met with the Radbaz. A year later, Reuveni gained an audience with Pope Clement VII (1478-1534), who was apparently very impressed with his visitor from Arabia.
During Reuveni´s travels, he arrived in Portugal, where ha was accepted in the court of King John III. It was there that he met the king´s scribe, Shlomo Molcho, (1501-1532), a Marrano who had been baptized under the name of Diogo Pires.
(175.) By the time he was twenty. Caro was recognized as a leading expert in Jewish law. In 1522, the year of the Ramak´s birth and David Reuveni´s emergence, he began his magnum opus, the Bet Yosef (House of Joseph).
http://books.google.de/books?id=8F5hJ94 ... &q&f=falseJoan Comay, Lavinia Cohn-Sherbok: Who's Who in Jewish History: After the Period of the Old Testament (2002) ISBN 0415260302, 9780415260305
(315.) Reuveni, David d. 1538? Messianic adventurer. Reuveni first appeared in 1522, claiming to be the bearer of a special message to the Christian rules of Europe.
http://chonakz.cachefly.net/a/David_Reubeni/id/2047949http://en.wikipedia.org/wiki/David_ReubeniHe left Khaibar on December 8, 1522, and went to Nubia in Egypt, where he claimed his heritage as a descendant of Muhammad; to the Jews he spoke of large Jewish kingdoms in the east, possibly referring to the Jewish community at Cochin, which had just attracted attention owing to the Portuguese conquest of Goa.
http://www.scribd.com/doc/27212897/Sabb ... sh-SectionElisheva Carlebach: The Sabbatian Posture of German Jewry
(14.) David Reubeni appeared in 1522 claiming to represent the Lost Tribes of Israel, with a scheme to liberate the Jews in the Diaspora.46 Armed with an offer to provide an army against the Turks, he met with the Pope and with King John III of Portugal.
(17.) The anonymous Prague chronicler of 1615 referred only to the rumors that were associated with the appearance of David Reubeni in theentry for 1523: ‘News of saviors from beyond the Sambatyon Riverspread among all the lands, in addition to other messianic expectations’.57